Fünf Minuten täglich | Worte der Weisheit

Derjenige Broterwerb ist gut, der uns Zeit und Muße lässt zu philosophieren.

Die Arbeiten aber, die den Körper nicht übermäßig anstrengen, erlauben der Seele, sich etwas von den höheren Dingen auszuwählen und aufgrund solcher Gedanken an Weisheit über sich selbst hinauszuwachsen, wonach ja gerade jeder Philosoph am meisten trachtet. Daher preise ich nach allem das Leben des Hirten. Wenn aber einer zugleich ein Freund der Weisheit und ein Landmann ist, dann lässt sich kein anderes Leben mit seinem vergleichen, und kein anderes Einkommen würde ich seinem vorziehen. …

So ist denn das Leben vom Landbau wirklich schön und eine Quelle des Seelenfriedens und Gott wohlgefällig, wenigstens, wenn man dabei das Streben nach dem Guten nicht vernachlässigt. Daher hat ja der Gott den Myson für weise erklärt und den Aglaos aus Psophis glückselig genannt; beide lebten ganz für sich, bearbeiteten selber ihren Acker und hielten sich fern von dem Treiben in der Stadt. Und da sollte es sich nicht lohnen, ihnen nachzueifern und sich mit ganzer Liebe dem Landbau zu widmen?“

Nach einer alten Geschichte erklärte das Orakel von Delphi den Bauer Myson zum weisesten Griechen. Platon zählte ihn daher zu einem der „Sieben Weisen“. Im Übrigen ist weder von Myson noch von Aglaos etwas bekannt. Blenden wir die aus heutiger Sicht problematische Romantisierung des Zitats aus und versuchen wir, seinen Sinn zu erschließen: Wir brauchen keine Landwirte zu werden. Aber in all der Komplexität, Schnelligkeit und Hektik des modernen Alltags eine einfache Lebensweise bewahren und uns auf das Wichtige und die wesentlichen Werte des Menschseins konzentrieren – das ist nach wie vor ein lohnenswertes Ziel. (Musonius Rufus)


Versuchen Sie es mal mit fünf Minuten Kurzlektüre, z.B. mit den „Worten der Weisheit“. Atmen Sie ruhig, werden Sie still zu werden … eine Gelegeneheit, um sich auf das Wesentliche Ihres Lebens zu konzentrieren.

Quelle: www.massundmitte.de

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